GOTTA GO HOME

Al Ain

Ausgebremst. Unser Heimreiseplan Nr.2 ist auch für die Katz gewesen. Wir haben es zwar noch aus Saudi-Arabien heraus geschafft, aber der Oman hat uns die Tür direkt vor der Nase zugeschlagen.  Unseren Unterstellplatz in Muscat und den Heimflug von dort aus können wir abschreiben. Die ganze Orga-Arbeit beginnt nun hier vor Ort von Neuem, nun unter erheblichem Zeitdruck und ohne Gelinggarantie versteht sich. Vor Ärger und Enttäuschung kommt uns aktuell "der Dampf aus den Ohren". Wir können zu diesem Zeitpunkt ja nicht ahnen, daß die Pandemie gerade erst richtig Fahrt aufnimmt, noch hat Covid19 die Welt nicht ganz aus den Angeln gehoben, das passiert quasi "erst" ein paar Tage darauf. Was uns jetzt ärgert, wird sich hinterher als glücklicher Umstand heraustellen. Hätten wir nicht geglaubt, wenn uns das einer prophezeit hätte. Aber der Reihe nach... Erst einmal heißt es Schattenplatz suchen, die Hitze ist der Hammer, und Datenvolumen aufladen. Ran an die Arbeit!

Wir stehen am Rande eines Parks in Al Ain mit Blick auf das wunderschöne Fort. Was wir von zuhause an Nachrichten bekommen, ist reichlich seltsam. Noch gibt es in den Emiraten kaum Corona-Fälle, aber so langsam beginnen um uns herum auch seltsame Dinge zu passieren. Allabendlich wird der Spielplatz nebenan desinifiziert von Männern in Vollschutz, Kapuzenanzüge und Masken. Am nächsten Morgen wird zwar schon wieder geschaukelt, aber dann kommen Absperrungen dazu und Polizeipatrouillen. Es sind kaum noch Leute unterwegs. Um uns eine kleine Entspannung zu gönnen, machen wir uns auf zum nächsten Hotel und steuern dort den Spa an. Geschlossen, auch die Restaurants ums Eck. Netterweise hat wenigstens die Reinigung noch solange auf, bis unsere Wäsche fertig ist. Die ersten Restriktionen greifen. Als nächstes schließen die Malls und damit auch unsere Lebensmittelversorgung, die Mobilfunkläden...

Wir sind unentwegt am Abwägen. Grundsätzlich haben wir hier nicht den schlechtesten Ort auf Erden erwischt, sehr gute Versorgungs- und Sicherheitslage, gute Infrastruktur, Flughafendrehkreuze. Allerdings auch die unerbittliche Hitze der Wüste über etliche Monate hinweg. Egal, wozu wir uns jetzt entschließen, Heimflug oder Ausharren, in jedem Fall brauchen wir einen Unterstellplatz für's Auto, der Schutz vor der Sonne bietet. So werfen wir eine Unmenge Angeln aus, fragen Hinz und Kunz, aber nur durch puren Zufall (oder Glück im Unglück?) klappt es tatsächlich schon ein paar Tage später und wir finden eine leere Halle.

Und da das nun geklärt ist und nach wie vor Flüge gehen, buchen wir uns augenblicklich auf einen Flieger nachhause!!! 2 Tage planen wir noch ein, um das Auto nach Checkliste "einzumotten". Aber das ist wieder Mal nur pure Theorie, die von der Praxis am nächsten Morgen gleich wieder über den Haufen geworfen wird: "The National Emergency and Crisis and Disaster Management and the Civil Aviation Authority have decided to suspend all inbound and outbound passenger flights ..." Und das innerhalb von 48h, was bedeutet: unser Flieger fliegt nicht mehr. Wir schalten wieder in den Vollgasmodus. Versuchen, den gleichen Flug einen Tag früher noch einmal zu buchen, geht nur für den ersten Teil bis Athen, aber das ist ja immerhin schon Europa, machen das Auto klar, verschenken alle Lebensmittel an die guten Geister, die das Auto für die nächsten Monate beherbergen, checken alle Stunde ungläubig den Flugstatus, das letzte Mal um 4 Uhr in der Früh, dann sind wir auch schon am Check-in und ... Abflug!!! Aber nur bis Griechenland und dort erwartet uns der nächste Streßtest ...

Athen

Nun sind wir also zumindest bis Europa gekommen und landen in Griechenland, das seit 2 Tagen unter verschärften Ausgangsbeschränkungen lebt. Alle Restaurants, Hotels und Pensionen sind geschlossen, unser gebuchter Weiterflug geht erst am nächsten Tag. Aber Gedanken an die Übernachtung verschwenden wir vorerst keine, viel wichtiger ist uns die Bordkarte, denn wir haben nach der Ankunft erfahren, daß "unsere" Fluggesellschaft nur noch über 2 Tage den Flugbetrieb aufrecht erhalten wird. Also geht's als Erstes zum Schalter. Und dort trifft uns dann der Schlag! Man erklärt uns, daß wir unser Recht auf den gebuchten und bezahlten Weiterflug "verwirkt" haben. Wir sind schließlich eigenmächtig einen Tag früher nach Athen gereist, die ursprüngliche Buchung wird damit gelöscht, sobald der Flug von Abu Dhabi dann ohne uns startet... Wieso startet der, der Flughafen wird doch geschlossen?! Davon weiß man hier nichts, alles läuft nach ihren Infos voll nach Plan... Dann buchen wir halt nochmal, beschließen wir in der Not. Geht nicht, ausgebucht...


Zum ersten Mal in all dem Chaos kommt uns der Gedanke, falsch entschieden zu haben. Wir hätten besser an den Abflug am Tag später glauben sollen, hätten die Pressemeldungen und die Warnung unserer Botschaft ignorieren und der Fluggesellschaft vertrauen sollen. Jetzt sitzen wir hier, zornig, überschlagen, was uns inzwischen schon an Geld für ungenutzte Flüge durch die Finger geronnen ist, werden immer noch zorniger. Obdachlos sind wir außerdem. Aber weil uns eh gerade nichts besseres einfällt, versuchen wir uns über Stunden immer wieder an einer neuen Buchung. Urplötzlich klappt das, wir sind wieder im Spiel! Jetzt noch schnell die Bordkarten. Halleluja!


Nun ist es also doch offiziell, daß der Flughafen Abu Dhabi schließt und die Flieger tatsächlich am Boden bleiben müssen. Hätten wir gewartet und der Fluggesellschaft vertraut, wir wären nicht mehr weggekommen. Wir haben draufgezahlt, aber doch alles richtig gemacht.


Und wo schlafen wir jetzt? Wir treffen zufällig eine deutsche Familie, die mit dem letzten Flug aus Neuseeland ankam, und die tatsächlich noch ein Apartment buchen konnte. Wir rufen dort einfach an und man bringt uns ebenfalls unter. Die Oma des Hausherren kocht Abendessen für alle, dann duschen, durchschlafen und auf zur letzten Etappe! Die deutsche Familie hat einen Mietwagen organisiert und da derzeit immer nur max. 2 Personen in einem Fahrzeug erlaubt sind, macht einer den Fahrer und Shuttle Service. Einer nach dem anderen wird einzeln zum Flughafen gebracht, wir inklusive. Was für ein Unfug, wir sitzen später eh alle dicht an dicht in einem Flugzeug, aber was soll's, es ist unumgänglich. Und dann fliegen wir wirklich und wahrhaftig ab!!! Zwar erst, nachdem der Pilot den Start nochmal abgebrochen hat, da eine hysterische alte Dame plötzlich aufspringt und nicht mehr mitwill, aber am Ende des Tages landen wir in München und können nicht glauben, wie knapp sich das ausging. Geschafft!

(Entschuldigt den langen Text, ist eh schon die Kurzfassung der ganzen Story)

Dahoam

Ein langer schöner Sommer liegt nun vor uns, trotz allem. Unser Leben spielt sich zumeist in Haus und Garten ab. In sehr netter Gesellschaft 🦔🦋🐝 Aber wie nun weiter? Warten, warten, warten …. Bis wir endlich wieder den Zündschlüssel umdrehen können! Wir hoffen das Beste und checken täglich die News. Bis dahin gilt: gesund bleiben!

>>> Die Story geht natürlich weiter. Wie, erfahrt Ihr hier <<<